Was ist Bildungsdesign?

..was gutes Bildungsdesign leisten kann

Bildungsdesign ist ein mehrdimensionales Konstrukt zur Lösung von (Bildungs)-Herausforderungen. Bildungsdesigner haben sich vielschichtige Betrachtungsweisen angeeignet. Dabei besteht der Prozess des Bildungsdesigns aus fünf Etappen, insgesamt bis zu zwölf Einzelschritte (siehe Grafik rechts):

  1. Orientierung
  2. Planung (Analyse und Design)
  3. Entwicklung
  4. Implementierung
  5. Evaluation

Diese Art der Betrachtungsweise & Lösungsfindung findet bereits in der Architektur, im Ingenieurwesen und in der Informatik seine Anwendung. Im Bildungswesen steckt dieser Prozess noch wortwörtlich in den Kinderschuhen. Der Bildungsdesigner steht zu Beginn seiner Arbeit immer einem Bedürfnis, einem Problem oder einer Herausforderung gegenüber. Exemplarisch könnte man nennen:

Systematisches Konzipieren als Fundament des Bildungsdesigners
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Herausforderungen meistern..

Wie kann ich die Lernbedingungen und Stundenpläne an einer Schule mit den realen Bedürfnisse und Erwartungen der Berufswelt in Einklang bringen und dabei individuell auf jeden Lernenden eingehen? Wie gehe ich mit Gewalt und Mobbing konstruktiv um?

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Berufskompetenzen fördern..

Gutes Bildungsdesign kann wichtige persönliche, sozial-kommunikative und umsetzungsorientierte Berufskompetenzen sinnvoll fördern. Davon profitieren am Ende alle Parteien, auf beiden Seiten des Bildungsdesign-Prozesses.

11 Überlegungen & Charakteristika..

..von gutem Bildungsdesign

1. Neues Wissen konstruktiv vermitteln

Versucht den Lernenden neues Wissen zu vermitteln, indem es dieses mit bereits bekannten Informationen und Erfahrungen verknüpft. Dieses Vorgehen unterstützt einen konstruktiveren Lernansatz.

2. Bildungsdesign: vielschichtig mit konkreten Lösungen

Designer sollten den Bildungsdesignprozess in mehrere Phasen mit konkreten Lösungsansätzen aufteilen und diese formal abstimmen. Um nicht in Komplexität zu versinken sollte immer nur die nächst anstehende Phase im Detail geplant werden.

3. Offen sein für alternative Lösungen

Auch wenn der Bildungsdesigner bereits zu Beginn eine klare Vorstellung von der Lösung hat, sollten alternative Lösungswege immer in Betracht gezogen werden.

4. Schnelle Prototypen-Erstellung

Designer sollten bereits in einem frühen Stadium einen Prototyp erstellen, besonders dann wenn das Themenfeld komplex und das konkrete Produkt innovativ ist.

5. Abstimmung mit Auftraggebern

Während des gesamten Prozesses sollten die Bildungsdesigner sicherstellen, dass die Kunden und Auftraggeber sich mit den bisherigen Arbeitsergebnissen und theoretischen Grundlagen identifizieren können. Die Erreichung eines internen Qualitätsniveaus sollte angepeilt werden.

6. Individualität & Vielseitigkeit berücksichtigen

Berücksichtigt die Individualität und Vielschichtigkeit jedes Lernenden. Jede Aktivität innerhalb des Bildungsdesigns berücksichtigt die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen der Lerngruppe. Dadurch wird erfolgreiches Lernen unterstützt. Die Vorbereitung auf die Digitalisierung ist ein integraler Bestandteil von Bildungsdesign. Gutes Bildungsdesign macht sich zudem sorgfältig Gedanken wann und wie neue Technologien eingesetzt werden.

7. Wissenschaftliche Grundlagen einhalten

Wissenschaftliche Grundlagen sind und werden immer wichtige Richtlinien für Bildungdesign bleiben. An erster Stelle steht jedoch immer die reale Anwendbarkeit der Ergebnisse.

8. Erfahrung und Selbstvertrauen nutzen

In Situationen in denen die Problematik bekannt ist, aber der Zeitdruck hoch, sollten sich Bildungsdesigner immer auf ihr eigenes Fachwissen verlassen.

9.

Kreativität = Qualität

Die Kreativität der Designer ist zu einem hohen Maß ein ausschlaggebender Faktor für die Gesamtqualität. Dies sollte bei jedem Projekt im Hinterkopf bleiben.

10.

Externe Einflussnahme ermöglichen

Designer sollten die Auftraggeber nicht nur inhaltlich einbeziehen, sondern Ihnen auch das Recht gewähren den Designprozess selbst zu beeinflussen.

11.

Nachvollziehbare Anwendungsbeispiele

Erfolgreiches Bildungsdesign wird durch Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Modul-Konzepte umgesetzt, vorausgesetzt diese sind anwendbar.

Aus diesen Überlegungen und Charakteristika zeigt sich, dass ein Designer systematisch, kommunikativ, realistisch und kreativ entwerfen können muss. Man sieht, dass ein Designer nicht nur mit dem Entwerfen betraut ist, sondern er muss auch gleichzeitig kommunizieren, entscheiden, begleiten und kontrollieren. Er gibt die „Eigentümerschaft“ des Entwurfs an die Beteiligten zurück. Er entwickelt meistens nicht im Vorfeld, sondern in ständiger Kommunikation mit der Zielgruppe. Dies erfordert viel Kontakt, ein gutes Zuhören, Fragen wie „Ist es dies, was ihr wollt?“ Er schafft für andere Raum und übersetzt ihre Ideen konkret. Designer müssen systematisch und in Phasen arbeiten können.  Ein Bildungsdesigner müssen auch zielorientiert sein und nach jeder Phase Verantwortung ablegen gegenüber den Beteiligten. Zum Schluss muss er wie ein Projektleiter gut im Voraus denken können.

Man kann auf der Grundlage dieser Erfahrungen von Designern vier unterschiedliche Ansätze unterscheiden: Den systematischen, den kommunikativen, den realistischen und den kreativen Ansatz. Der eine ist in diesem, der andere in jenem stärker, der eine hält diesen Ansatz für wichtiger, ein anderer den nächsten. Selber denke ich, dass eine Kombination der vier Ansätze am meisten bringt. So kommen wir zu den folgenden vier Ausgangspunkten für einen guten Entwurfsprozess und für einen definitiven Entwurf (Hoobroekx, 2002):

Die vier Ansätze von Bildungsdesign

und deren Umsetzung

1. Systematisch

Es wird gezielt mit einer bewusst gewählten Entwurfssystematik gearbeitet, bei welcher sämtliche Entwurfsschritte aufeinander abgestimmt sind und sich aus dem Problem ergeben. Man kümmert sich ausgiebig um eine gründliche Analyse des Problems und der Bedürfnisse und um eine Formulierung von Zielen und Mitteln. Bereits in einem frühen Stadium verwenden die Designer viel Zeit für die Formulierung beabsichtigter Ergebnisse des Projektes.

2. Kommunikativ

Alle Betroffenen werden am Entwurfsprozess beteiligt. Der wachsende Entwurf wird letztlich von all diesen Akteuren unterschrieben und als relevant erlebt. Die Entwicklungsschritte kommen im Zusammenwirken mit Auftraggeber, Zielgruppe und anderen Beteiligten zustande. Häufig wird ein Entwurfsteam formiert, das Schritt für Schritt im Zusammenhang mit Problem und Lösung auf breiter Front unterstützte Ideen formuliert. Dadurch wird die Projektakzeptanz sichergestellt.

3. Realistisch

Beim realistischen Ansatz liegt die Betonung auf der praktischen Verwertbarkeit des Projektplans und der Lernroute sowie auf den Voraussetzungen, unter denen der Plan durchgeführt werden kann. Um einen durchführbaren Plan zu entwerfen, muss man die Grenzen kennen, innerhalb derer gearbeitet werden muss. Der Plan lässt sich innerhalb der formulierten Bedingungen wie des verfügbaren Personaleinsatzes, des Geldes, des Orts in der Organisation verwirklichen. Insbesondere das Entwerfen größerer Bildungsprojekte erfordert eine projektbezogene Art der Arbeit.

4. Kreativ

Um zur ansprechendsten Alternative zu kommen, wird stark an die Kreativität appelliert. Es ist die unnachahmliche Kunst einer Schaffung dessen, dass spontan ein überraschend neuer Ansatz entsteht, den jeder sogleich als die beste Lösung dankend annimmt. Im „Kreativzentrum“ wird darum der Methode des Brainstormings viel Aufmerksamkeit geschenkt, weil diese Methode dem kreativen Denken Raum schafft. In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass gelebte Kreativität  ein ausschlaggebender und nicht zu unterschätzender Faktor für die Gesamtqualität ist.

Alle vier Ansätze sind wichtig, weil Bildungsdesign eine systematische Aktivität ist, die mit und für andere durchgeführt wird, um eine Lernsituation zu schaffen, die praktisch verwertbar, überraschend und herausfordernd ist. Im sozialen Bereich neigt man gerade dazu, die Betonung beim kommunikativen Ansatz zu sehen. Gerade in der Kombination der vier Ausgangspunkte liegt die Herausforderung für den Bildungsdesigner!

Bildungsdesigner entwerfen als soziokulturell Tätige für viele Zielgruppen Aktivitätenprogramme und führen diese auch durch.

Bildungsdesign* (educatief ontwerpen) besteht aus der Schaffung einer Bildungslernroute, durch welche Menschen neue Kompetenzen erwerben, mit denen sie adäquater in bestimmten Situationen handeln können. Zusammen mit dem Klienten untersucht der Bildungsdesigner das Problem von allen Seiten. Warum handeln manche Teilnehmer so, wie sie es tun? Und warum und wann würden sie beispielsweise respektvoller oder diszipliniert handeln? Ein Bildungsdesigner betrachtet zunächst, ob das Entwerfen einer Lernroute das am besten geeignete Mittel darstellt, mit dem man das Problem lösen kann.

In Einrichtungen für Bildung oder gesellschaftliche Entwicklung, aber auch in Einrichtungen im Bereich Erholung oder Kunst und Kultur werden Aktivitäten angeboten, die die Integration zwischen unterschiedlichen kulturellen Gruppen fördert.

Der gesamte Prozess des Entwerfens, Lernens und Abrundens lässt sich mit dem Entwurfskreis* (Bild 1) zusammenfassend darstellen. Der Kreis visualisiert den in Phasen erfolgenden Prozess des Entwerfens Schritt für Schritt für alle 12 Phasen über Orientierung, Vorbereitung, Entwerfen, Durchführen bis hin zum Evaluieren. Die Pfeile verweisen auf den dynamischen Prozess der Entwicklungsschritte (E1 bis einschließlich E12). Manchmal wird man einen oder mehrere Schritte zurückgehen müssen, weil Prozesse anders als erwartet verlaufen.

Die vier Etappen

..von Bildungsdesign

1. Orientierung

In der Orientierungsphase untersucht man primär, ob es für ein erfolgreiches Lernprojekt bei möglichen Klienten in einem bestimmten Bereich Chancen gibt. Man durchläuft die Entwurfsschritte: Breite Orientierung, Zielgruppe(n)-Analyse und Analysieren der Themen/Trends (E 1, 2, 3). Es entsteht bei allen Beteiligten eine Idee: Dies ist es, das ist es nicht!

Resultat: Entscheidungsdokument I EINE ERSTE IDEE.
Intern: Weitermachen, ja oder nein!

2. Definition/Planung

In der Definitionsphase geht es darum, worin die Lernziele des Projektes bestehen. Es werden vier Entwurfsschritte aus dem Entwurfskreis behandelt: Die Anfangssituation der Lerngruppe festlegen, Entwurfsanforderungen inventarisieren, zukünftig gewünschtes Verhalten entwerfen und Kompetenzen festlegen (E 4, 5, 6 und 7).

Resultat: Entscheidungsdokument II EIN LERNPROJEKT-PLAN. Extern: „Go–No-Go“

3. Entwurf

In der Entwurfsphase entwirft man die Lernroute so, dass sie, bildlich gesprochen, morgen durchgeführt werden könnte. Man arbeitet von einem allgemeinen Entwurf (E8) hin zu einem ausgearbeiteten Entwurf, bei dem die Zick-Zack-Route den Rahmen bildet (Entwurfsschritt 9). Auch wichtig: die Organisation des Lernumfeldes (E10).

Resultat: Kommunikationsdokument DIE AUSGEARBEITETE LERNROUTE.

4. Implementierung/Durchführung

In der Durchführungsphase wird die Lernroute aktivierend begleitet und kann die Route nötigenfalls angepasst werden (E11). In der Nachsorge-Phase schließlich wird der Entwurf auf der Grundlage von Evaluation und Reflexion angepasst und Folgemöglichkeiten werden betrachtet (E12).

Resultat: Kommunikationsdokument RECHENSCHAFT ÜBER RESULTATE.

Realistisches konzipieren

..und was es ausmacht

Als Designer hast du deine persönlichen Grenzen, beispielsweise deine Stärken und Schwächen. Andere formulieren im Entwurfsprozess auch ihre Grenzen. Was kann deine Zielgruppe schaffen? Wie weit kannst du bei deinem Auftraggeber gehen? Es gibt natürlich auch ganz praktische Grenzen. Im Winter ist es unmöglich, einen Kurs „Kajak auf offenem Meer“ anzubieten. Man muss die Grenzen sehen, die Rahmenbedingungen, dies ist unentbehrlich: Je besser wir die Beschränkungen kennen, desto besser ist der Entwurf. Genau wie ein Projektleiter kontrollieren wir die Rahmenbedingungen.

Wir nennen beispielhaft: Geldkontrolle, Organisationskontrolle, Zeitkontrolle, Informationskontrolle, Qualitätssicherung und die Kontrolle der Arbeitsbedingungen, abgekürzt als GOTIKA* (Schuringa, 2001). Diese Elemente tauchen auch in den Entwurfsanforderungen seitens des Auftraggebers der Zielgruppe wieder auf.

Die Wichtigkeit der Rahmenbedingungen unterscheidet sich bisweilen stark. Dies hängt davon ab, ob du eine Bildungsroute für einen individuellen Klienten entwirfst, ob du für eine Schulklasse entwirfst, die einen Tag im Kreativzentrum verbringt oder ob es um die Organisationen einer Großveranstaltung wie das Afrika Music Festival geht. Gerade bei Großorganisationen werden außergewöhnlich hohe Anforderungen an die Beherrschbarkeit der Veranstaltung gestellt (denke beispielsweise an Sicherheitsaspekte).

Projektmanagement

..Darlegung der Rahmenbedingungen

Informationskontrolle

Man sorgt ganz bewusst für den Informationsfluss hin zu allen Beteiligten. Wer braucht wann welche Informationen, um seine Verantwortlichkeit wahrnehmen zu können?

Organisationskontrolle

Man sorgt dafür, dass jeder seine Aufgaben und Verantwortlichkeiten kennt, dass man zusammenarbeitet und dass die Resultate weitergegeben werden.

Zeitkontrolle

Man sorgt dafür, dass das Projektresultat rechtzeitig vorliegt und alle Aktivitäten gemäß Planung mit den zugewiesenen Menschen und Mitteln durchgeführt werden.

Geldkontrolle

Man sorgt dafür, dass die Kosten im Rahmen des Budgets bleiben und die Einkünfte, wie in der Planung vorgesehen, eingenommen werden.

Qualitätssicherung

Du formulierst und kontrollierst die realistischen Entwurfsanforderungen, denen das Projekt und die Resultate genügen müssen. Nutze die richtigen Tools.

Kontrolle der Arbeitsbedingungen

Du sorgst für gute Arbeitsbedingungen für sämtliche Beteiligte. Jedes Projektmitglied soll sein Arbeitspotenzial ausschöpfen.